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Abstraktion

Nur Farben, Formen und Gekritzel – oder was steckt wirklich dahinter? Viele Künstler:innen arbeiten abstrakt und verzichten auf erkennbare Motive und Figuren oder verfremden und vereinfachen diese. Das Wort abstrakt bedeutet so viel wie „loslösen“. Doch welche Möglichkeiten entfalten sich in der Abstraktion? Welche Bedeutungen können Farben und Formen annehmen? Welche Stimmungen und Gefühle erzeugen sie?

Eine blau-beige Illustration einer großen Vase, deren Schatten sich an der Wand spiegelt

Fantasien, Träume, Realität. Wie würdest du sie darstellen?

Wie man menschliche Gefühle und Gedanken darstellen kann, ist eine Frage, mit der wir uns schon als malende Kinder beschäftigen. Mit künstlerischen Mitteln können wir ausdrücken, was um uns herum geschieht und in uns Spuren hinterlässt. Manchmal lassen wir lieber Farben, Linien und die daraus entstehenden Formen sprechen als Worte oder Bilder von Menschen und Dingen. Wie verwenden Künstler:innen diese Mittel?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, Nini’s Painting, 1971

In dieser Arbeit sehen Cy Twomblys „Kritzeleien“ mit Kreide, Buntstift und Bleistift schon beinahe wie Schrift aus. Aus den Linienzügen meint man  einzelne Buchstaben und Worte herauslesen zu können – etwa die Namen Cy und Nini. Doch die geschwungenen Linien geben keine Botschaft preis.

Künstler:in Factory

Künstler:in Nicole Eisenman

wurde 1965 in Verdun in Frankreich geboren. Nicole lebt und arbeitet in Brooklyn.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Laura Owens, Untitled, 2015

Das Diptychon „Ohne Titel“ von Laura Owens, das sich in der Sammlung Brandhorst befindet, basiert auf zwei vergrößerten Zeitungsseiten aus der „Los Angeles Times“ aus dem Jahr 1942. Manchmal überlagern pastose Pinselstriche die Texte und zarten Zeichnungen. Die Schatten einiger Pinselstriche sind gedruckt, Zeitungsartikel und Bilder wurden bearbeitet und teilweise durch Informationen neueren Datums ersetzt.

Ist das ein Boot oder doch nur ein Farbklecks?

Suchst du in Bildern nach Hinweisen auf Motive oder Figuren? Was passiert, wenn du keine findest? Verbirgt sich hinter einem geschwungenen Strich oder einem dicken Farbauftrag immer eine Idee, die etwas mit Gegenständen zu tun hat? Oder verbinden sich Linien und Flächen auch zu Energien, die vielleicht der Kraft des Künstlers oder der Künstlerin hervorgegangen ist? Wenn ein Klecks auch an eine Wolke, einen Regenschirm oder eine Pfütze erinnert, ist er dann weniger real als eine Wolke auf einer Fotografie? Oder hat eine Wolke vielleicht auch andere Qualitäten als die, die wir mit dem bloßen Auge sehen können?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1983

Jean-Michel Basquiat kombiniert in seinem Bild Symbole, Wörter, Buchstaben und Zeichnung. Das Gemälde ist ohne Titel, aber aufgrund der einzigartigen Mischung aus erkennbaren Zeichen und Spuren kannst du als Betrachter:in viel daraus lesen. Mit Ölfarbe und Ölkreiden malt der Künstler rastlos verschiedenste Bezüge von der europäischen Kulturgeschichte bis zur afro-amerikanischen Gegenkultur.

Künstler:in Factory

Künstler:in Jutta Koether

wurde 1958 in Köln geboren.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, „Lepanto“-Zyklus, 2001

Der „Lepanto“-Zyklus ist eines der Hauptwerke des Künstlers Cy Twombly und besteht aus zwölf Gemälden, die im Museum Brandhorst dauerhaft in einem eigenen Raum ausgestellt sind. Lebendige Farbtöne in einer breiten Palette von Gelb-, Rot-, Türkis- und Aquamarintönen bestimmen die Dramatik der monumentalen Bilder. Das Geschehen auf den Leinwänden steigert sich, alle Malmittel und malerischen Gesten des Künstlers werden ausdrucksstark eingesetzt.

Wovon erzählen Materialien, Strukturen und Oberflächen?

Das Motiv eines Kunstwerks kann auch das Material sein, aus dem es gemacht ist. Ob Öl- oder Neonfarben, Gips, Münzen oder Stoff, sie alle können die Protagonist:innen des Werks sein. Jedes Material besitzt eine lange Geschichte und eine ganz eigene Struktur und Oberfläche. In ungewohnten Zusammenstellungen können diese Materialien völlig neue Bedeutungen annehmen. Denkst du, dass Formen und Inhalte sich gegenseitig beeinflussen und in Beziehung zueinander treten können? Die US-amerikanische Künstlerin Jacqueline Humphries malt mit fluoreszierenden Farben, die nur bei Schwarzlicht sichtbar sind, und fragt, ob daraus nicht eine neue abstrakte Malerei entstehen könnte.

Kreativprojekt Factory

Kreativprojekt Materialien erkunden

Woraus sind Kunstwerke gemacht?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, Untitled („THE MATHEMATICAL DREAM OF ASHURBANIPAL“) (Lexington), 2000

Vier Schachteln, Nägel, mit Filzstift beschriebene Pappe, im Fluss getrockneter weißer Gips und ein mystisch klingender Titel. Der untere Teil der Skulptur besteht aus Holz, während drei darauf aufsetzende runde Stufen, die ein bisschen an einen Kuchen erinnern, aus Pappe gebaut sind. Das Objekt ist etwa einen Meter hoch und mit einer Gipsmischung gegossen, die wiederum an eine Art Glasur erinnert.

Kreativprojekt Factory

Kreativprojekt Oberflächen sammeln

Erstelle Abdrücke von Oberflächen mithilfe verschiedener Techniken.

Was bedeutet loslösen für dich?

Abstraktion bedeutet so viel wie „loslösen“ – die Loslösung von Gegenständen, von Regeln, Geschichten und vielem mehr. Kannst du diesen Prozess anhand eines Kunstwerks beschreiben, das dir in Erinnerung geblieben ist? Wenn wir Bilder intensiv betrachten, folgen wir den gemalten Schichten, aus denen sie bestehen. Sind ein gekritzeltes x oder ein gedruckter Pinselstrich einfach das, was sie sind? Oder können sie auch für etwas anderes stehen und ganz unterschiedliche Formen annehmen?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, Untitled (Rosen), 2008

Tropfende, fließende Farbe, energiegeladene gelb-orangerote Kringel, kombiniert Cy mit zarter, krakeliger Handschrift. Vier großformatige Rosen in Blüte füllen die Holztafeln. Erst wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man die vielen Details, vor allem die Gedichte, die der Künstler auf die Leinwände geschrieben hat. Sie sind Teil einer Gemäldeserie, die Cy Twombly der Rose widmet.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Jacqueline Humphries, Sunset Noir, 2005

Jacqueline Humphries’ „black light paintings“ (Schwarzlichtmalereien) scheuen das Helle. Sie brauchen die Dunkelheit und erzeugen das Licht selbst. Gemalt wird mit fluoreszierenden Farben, und die Malerin verwendet eine Spritzpistole, aus der die Farbe in großen Mengen herausspritzt und so auf die Leinwand gebracht wird. Je mehr fluoreszierende Farbe Jacqueline Humphries und ihr Assistent auf die Leinwand auftragen, desto heller wird es im Atelier.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Kerstin Brätsch for DAS INSTITUT, Heavy Mädel, 2009

Auf die Farbwolken, bestehend aus Pigment, Acryl und Öl auf Papier, klebt die Künstlerin Kerstin Brätsch amerikanisches Münzgeld in Form eines großen X auf. Es stellt einen realen Wert dar. Dass das Papier als Bildträger für die schweren Münzen eigentlich ungeeignet ist und immer wieder Geldstücke abfallen, ist Kerstin Brätsch jedoch egal. Ihr gefällt es, dass ihre Malereien so zu „Wunschbrunnen“ werden – als könnte man mit ein paar Cent sein Glück besiegeln.

Wie unterscheiden sich die Spuren unserer Hände von den Spuren der Maschinen?

Digitale Geräte haben sich längst als Werkzeuge in die Kunst eingeschlichen. Als besonders interessant hat sich dabei die Kombination erwiesen, die die ganz eigene Handschrift der Künstlerin oder des Künstlers und die Spuren digitaler Geräte in einem Kunstwerk zusammenbringt. Wie unterscheiden sich die Spuren unserer Hände von den Spuren der Maschinen – und was sind ihre jeweiligen Qualitäten? Sind Pinselstriche, die sich aus digital erzeugten Bildpixeln zusammensetzen, oder Formen, die ein 3D-Drucker erstellt hat, für dich eine spannende Täuschung oder doch eher eine Enttäuschung?

Künstler:in Factory

Künstler:in Kerstin Brätsch

wurde in Hamburg geboren.

Künstler:in Factory

Künstler:in Laura Owens

wurde 1970 in Euclid in Ohio in den Vereinigten Staaten geboren.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Seth Price, Image Rights Style Bag, 2012

Seth Price geht mit dem Datenschutz auf Tuchfühlung: Der Künstler verwendet Leinen und bedrucktes Baumwollfutter, die er zu Briefumschlägen zusammennäht. Die 1,22 × 2,43 m große „Soft-Skulptur“ ist aufgerissen. Sie ist tatsächlich so weich, dass man sie wie ein Kleidungsstück falten und immer wieder in neuer Form ausstellen kann.